Waldliebhaber gesucht
„Natur gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Dietrich G.
Der ehemalige Volkswirt weiß, wovon er spricht. Sein Haus in der Randberliner Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf ist umringt von Bäumen. 10 Eichen, 20 Ahornbäume und viele Kiefern wachsen auf dem 2.300 Quadratmeter großen Grundstück. Mehr als 20 Jahre lang hatten er und seine Frau Johanna das Gefühl, mitten im Wald zu wohnen. Doch die Idylle macht Arbeit. Laub und Nadeln müssen geharkt und die Bäume gepflegt werden. „Ich bin jetzt 79 Jahre alt, meine Frau 72, wir schaffen das nicht mehr“, sagt er. Und die Vorstellung, für jeden Handschlag jemanden auf dem Grundstück beschäftigen und bezahlen zu müssen, war den beiden ein Graus. Deshalb fassten sie vor fünf Jahren vorausschauend den Entschluss, sich nach einer Wohnung umzusehen und das Haus zu verkaufen. Würde sich ein derart bewaldetes Grundstück verkaufen lassen? Uwe G. Bachmann, Inhaber der Firma Bachmann Immobilien, war sofort begeistert von dem gepflegten Haus mit Klinkerfassade und Balkon, Einliegerwohnung und Waldgarten. „Es wird vielleicht ein bisschen dauern, aber wir werden einen passenden Käufer für diese hochwertige Immobilie finden“, versprach er und bot gleich an, eine Wohnung für die beiden zu suchen. „Wir fanden das Angebot sehr nett“, sagt Johanna G. „Und er hätte das wirklich für uns gemacht.“ Aber nach einer neuen Bleibe suchen, das wollten sie dann doch lieber selbst und dabei nichts übereilen, weil sie sich damals noch nicht sicher waren, was sie eigentlich möchten: Eine betreute Wohnung an der Ostsee vielleicht? Oder doch lieber eine Wohnung ohne Betreuung in der Nähe? Als sie schließlich von einem Neubau an einem großen See in der Umgebung erfuhren, machten sie Nägel mit Köpfen und unterschrieben einen Mietvertrag für eine altersgerechte Dreizimmerwohnung mit Balkon, Seeblick und hohen Bäumen drum herum. „Das war ein Glückstreffer“, sagt Dietrich G. Fünf Jahre nach ihrem ersten Gespräch mit Uwe G. Bachmann riefen sie bei Bachmann Immobilien an: „Es ist jetzt soweit“, verkündete Dietrich G. der verdutzten Mitarbeiterin am Telefon. Was ist soweit? „Wir haben eine Wohnung gefunden, das Haus kann verkauft werden.“ Sofort setzte das Team alle Hebel in Bewegung; das firmeneigene Filmteam drehte ein Immobilienvideo für die Anzeige im Internet. „Alles lief wie am Schnürchen ab“,
lobt Dietrich G. den Verkaufsprozess. „Alle Mitarbeiter waren freundlich und haben professionell gearbeitet.“ Die ersten fünf Besichtigungen verliefen allerdings ernüchternd. Es war kein idealer Kandidat dabei. Den beiden war nicht allein der Kaufpreis wichtig, sondern dass der Käufer nicht gleich zur Kettensäge greifen und die Bäume fällen würde. Beim sechsten Termin war es soweit: Eine Familie mit Kind und Hang zur Natur ließ das Haus reservieren – diesmal stimmte alles. Die Leute waren sogar bereit, Möbel zu übernehmen, die sie nicht in die neue Wohnung hätten mitnehmen können. „Es wäre für uns sehr schmerzhaft geworden, alles in den Sperrmüll zu geben.“ Mit ihnen ziehen nur ein paar Lieblingsstücke und die beiden Katzen Amadeus und Lisa in die neue Wohnung um. Die zwei Schäferhunde, vor denen auf einem Schild am Gartenzaun gewarnt wird, sind bereits verstorben. Neue wollen sich die beiden nicht mehr anschaffen, weil eine Wohnung nichts für Hunde ist. Auf die Spaziergänge durch die Natur mit vierbeinigen Freunden werden sie dennoch nicht verzichten. „Wir werden in Zukunft mit Hunden aus einem Tierheim Gassi gehen“, sagt Johanna G.
Kiez-Reporterin: Frau Kaemmel